Besucher aus Kierspe gedenken in Montigny dem Ende des 1. Weltkriegs
Viele werden am 11. November die Bilder und Berichte aus Paris anlässlich der Feierlichkeiten zum Gedenken an das Ende des 1. Weltkriegs gesehen und verfolgt haben. Der französische Präsident hatte ca. 70 Staats- und Regierungschefs zu dieser Begegnung nach Paris eingeladen. In einer besonderen Zeremonie entzündete er die ewige Flamme, die unter dem Arc de Triomphe am Grabmal des unbekannten Soldaten seit 1923 brennt, symbolisch neu.
Und genau dort, einen Tag zuvor, durfte eine Gruppe aus Kierspe dabei sein, wie Freunde aus der Partnerstadt Montigny-le-Bretonneux „la flamme du souvenir“ – die Flamme der Erinnerung – ebenso neu entzündeten und nach Montigny-le Bretonneux brachten. Dort wurde sie unter Mitwirkung verschiedener örtlicher Vereine in einer Stafette durch die Stadt zum Rathaus gebracht.
„Es ist eine große Ehre für uns, die Flamme in unsere Stadt holen zu dürfen. Es gibt ca. 36.000 Kommunen in Frankreich und Montigny war eine von 35, die auserwählt wurden“, sagte Claudine Adroit vom dortigen Partnerschaftsverein. Die Vorbereitungen hierfür dauerten etwa ein Jahr. Vorschläge mussten an verschiedene Organisationen eingereicht werden, wie man den Gedenktag gestalten wollte. Montigny bekam den Zuschlag, weil man die Idee hatte, die ehemaligen Gegner, also uns Deutsche, zu der Gedenkfeier am 11. November einzuladen. Vor allen Dingen sollten junge Leute und Schüler dabei sein, um ihnen zu zeigen, dass wir heute in Frieden und Freundschaft miteinander umgehen. Denn das war vor 100 Jahren zwischen dem Deutschen Reich und den Westmächten Frankreich und Großbritannien undenkbar.
Die jungen Leute konnten anlässlich eines Schüleraustausches der Gesamtschule Kierspe im vergangenen Jahr gewonnen werden. Felix S. und Roman E. interessierte dieses Thema und beide sagten zu. Außerdem waren Silvia Baukloh vom Heimatverein, Elisabeth Sikora und Christiane Busch vom Verein für Städtepartnerschaften mit von der Partie.
Und so kam es, dass die Kiersper Gruppe, zusammen mit Engländern und Italienern aus den Partnerstädten, bei den offiziellen Feierlichkeiten am Ehrenmal in Montigny gleich hinter dem Bürgermeister und den Repräsentanten der Stadt als Ehrengäste ihren Platz fanden. Dort wurde die Flamme erneut entzündet und brannte während der gesamten Zeremonie. Um 11 Uhr ertönten die Glocken der drei Kirchen – so wie vor 100 Jahren in ganz Frankreich -, um an den Waffenstillstand zu erinnern. Bürgermeister Ourgaud verlas u.a. die Rede von Präsident Macron, die an alle Bürgermeister des Landes verteilt worden war. Etwa 300 Bewohner der Stadt hatten sich eingefunden, darunter ca. 160 Kinder der örtlichen Schulen. Besonders berührend war, als Grundschulkinder Briefe verlasen, die ehemalige Soldaten an ihre Familien zuhause geschrieben hatten.
Im Anschluss hatte man die Möglichkeit, im Rathaus eine kleine Ausstellung zu besuchen. Dort wurde aufgezeigt, wie sich das Leben je eines Soldaten aus Frankreich, England und Deutschland nach Beendigung des Weltkriegs entwickelt hat.
Parallel dazu fand noch eine deutsch/französische Ausstellung statt, bei der Bilder u.a. von Claudia Ackermann und Arne Machel gezeigt wurden. Außerdem war Annette Gonserowski vor Ort und verlas Gedichte zum Gedenken an das Kriegsende.
Dieses Wochenende war ein Besonderes und hat bei allen Beteiligten einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Christiane Busch